Dienstag, 16. Februar 2016

Reservoir Dogs



Eckdaten:
Jeder hat mal klein angefangen: Reservoir Dogs (hierzulande auch: Reservoir Dogs - Wilde Hunde) ist Quentin Tarantinos nur 1,2 Millionen US-Dollar teures Spielfilm-Debüt aus dem Jahre 1992. Das amerikanische Heist-Movie lief in den USA in nur 60 Kinos und spielte dort rund 2,8 Millionen Dollar ein. Zum Hit wurde der Streifen also erst später. Tarantino ließ für den Film keinen Score komponieren, er suchte sich lediglich einige Lieder aus den 1970er Jahren zusammen, die er einbauen ließ. Die wichtigsten Rollen wurden mit Harvey Keitel, Tim Roth, Michael Madsen, Steve Buscemi, Edward Bunker und Chris Penn besetzt. Der Regisseur selbst ist in einer Nebenrolle zu sehen. 

Handlung:
Eine kriminelle Bande plant während eines gemeinsamen Frühstücks, einen Juwelier zu überfallen. Unglücklicherweise läuft die Sache letztlich nicht so, wie der Plan es vorsah. Nach und nach trudeln die Überlebenden beim vereinbarten Treffpunkt, einer alten Lagerhalle, ein. Mit jedem dazustoßenden Individuum verschärft sich der Konflikt, denn eines steht fest: Die Bande wurde verraten und der Verräter ist Teil von ihr. Das allerdings nicht das einzige Problem, schließlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Polizei der Bande auf die Schliche kommt. Doch ehe die Cops eingreifen können, haben sich die Protagonisten bereits - in einem Sergio Leone-typischen Mexican standoff - selbst eliminiert.

Den eigentlichen Überfall soll der Zuschauer nie zu sehen bekommen. Dafür werden die wichtigen Figuren in einigen Rückblicken vorgestellt. In diesen ist zu sehen, wie die Charaktere für den Job, den geplanten Juwelenraub, rekrutiert wurden. Unter Anderem bekommen wir dort auch zu sehen, wie sich der Polizist Freddy Dewendyke, der Verräter, in die Bande eingeschleust hat. Hierfür machte Tarantino von einem interessanten Stilmittel Gebrauch: Die von Dewendykes Kollegen erdachte Geschichte, welcher der Polizist lediglich erzählt, um bei den Gangstern Eindruck zu machen, also um den Job zu bekommen, wurde tatsächlich gedreht und untermalt den dazugehörigen Monolog. 

Kritik:
Mit Reservoir Dogs feierte Quentin Tarantino 1992 seinen geschichtsträchtigen Einstand als Filmregisseur. Bei seinem Debüt handelt es sich um ein Heist-Movie. Und zwar um ein sehr unkonventionelles, denn der eigentliche Raub wird gar nicht gezeigt. Auch die sehr dialoglastige Erzählweise sowie die teils sehr blutigen Szenen, sind für dieses Genre eher unüblich. Dass Tarantino generell - womöglich wegen seiner Ausbildung im B-Movie-Milieu - einen Hang zu expliziten, schonungslosen Gewaltdarstellungen hat, macht sich hier also bereits bemerkbar. Sehr deutlich sogar. So wurde beispielsweise dem Polizisten Marvin Gash, welcher zuvor als Geisel genommen wurde, sein Ohr abgeschnitten. Diese Szene stellt eine Hommage an den Italowestern-Klassiker Django von Sergio Corbucci dar. Im Gegensatz zu jenem allerdings, hat Tarantino kein Problem damit, Nahaufnahmen des verstümmelten Kopfes zu zeigen. Leider, möge man fast sagen. Doch tatsächlich verstärkt es hier die Authentizität des Szenarios, was in späteren Filmen des Regisseur teilweise nicht mehr der Fall ist. Das Blutbad in Django Unchained, zum Beispiel, war völlig überflüssig und nahm dem Film in meinen Augen auch seine Glaubhaftigkeit: Der Streifen begann als eine Art moderner Italowestern, wenn auch andere Leitmotive aufgegriffen wurden, und endete fast schon als Fun-Splatter. 

Der Inszenierungs-Stil des Films ist höchst interessant. Oftmals bekommt man nur starre, entfernte Aufnahmen zu sehen. Eine Maßnahme, die vermutlich ergriffen wurde, um den Zuschauer geistig in das Geschehen zu holen. Das funktioniert definitiv, doch leider wirkt der Streifen dadurch wenig cineastisch, was in Anbetracht der genialen Dialoge, der clever erzählten Handlung und der hervorragenden Darsteller aber auch nicht nötig ist. Letztere sind nochmals besonders zu loben. Ohne Steve Buscemi, Michael Madsen, Tim Roth und Harvey Keitel hätte es der Film nie geschafft, einen solchen Kultstatus zu erlangen. Wobei dazu auch die schicken Anzüge und die coolen Namen beigetragen haben dürften. Die von Dialogen dominierte Erzählweise macht den Film ebenfalls greifbarer, denn vor allem der sich zuspitzende Konflikt, macht das Szenario authentisch. Und Dialoge zu schreiben ist ohnehin die große Stärke des Regisseurs.

Fazit:
Reservoir Dogs ist völlig zu recht ein Kultfilm. Der Streifen ist zeitlos, spannend, durchaus eigenwillig und er kommt auch noch ziemlich cool daher. Kultige Figuren, von ausnahmslos allen Beteiligten grandios gespielt, und die genialen Dialoge, machen ihn zu einem Meisterwerk des Heist-Movie-Genres mit vielen unterhaltsamen Hommagen an Tarantinos Lieblingsfilme und einer sehr interessanten musikalischen Untermalung. Zweifellos noch immer eines der besten Werke von Regisseur Quentin Tarantino.


80%
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